Strom aus der Tonne: Kreis motiviert zum Sammeln vom Bioabfall

Schon heute sammeln die Bürger im Ennepe-Ruhr-Kreis fleißig ihren Bioabfall. Jahr für Jahr wandern durchschnittlich 70 Kilo pro Einwohner in die richtige Tonne. „Landesweit ist das spitze. Allerdings“, so schränkt Elisabeth Henne, Abfallexpertin der Kreisverwaltung auch ein, „haben wir festgestellt, dass je Einwohner und Jahr immer noch 35 Kilo Bioabfall in der Restmülltonne landen. Da gehört er nicht hin, denn dort droht er uns für die Stromproduktion verloren zu gehen.“

Um gegenzusteuern setzt der Ennepe-Ruhr-Kreis ab sofort eine ganz besondere braune Tonne ein. „Unser Ansatz ist, den Bürgern klar vor Augen zu führen, dass wir aus ihrem Biomüll in Zukunft Energie für rund 2.000 Haushalte machen wollen“, erläutert Henne. Das Ergebnis: Eine 240 Liter Tonne erhielt ein unsichtbares Innenleben mit Netzteil und an der Vorderseite eine nicht zu übersehende Steckdose. „Schließt man hier eine Kaffeemaschine an, erwartet einen nicht nur das ganze Aroma. Anschließend landet der gebrauchte Filter auch direkt in der Tonne. Anschaulicher kann man den Weg vom Bioabfall zur Kilowattstunde kaum darstellen. So dürfte vielen klar werden, dass bei uns in Kürze jeder Kaffeefilter und jeder Teebeutel ein Beitrag für die viel beschworene Energiewende sein kann“, freut sich Henne auf die geplanten Vor-Ort-Termine.

Premiere hat die Tonne am kommenden Sonntag beim Stadtfest in Sprockhövel. Dann soll sie der Öffentlichkeit von Klaus Tödtmann, Fachbereichsleiter Bau, Umwelt, Vermessung und Kataster der Kreisverwaltung, und Klaus Erlenbach, Geschäftsführer der AHE, vorgestellt werden. Ihre Botschaft: „Strom aus der Tonne – Wir gehen ans Netz – Kommen Sie mit!“. Dem Termin in Sprockhövel sollen weitere auf Wochenmärkten, in Fußgängerzonen und Bürgerbüros folgen.

Die Aufgabe, die in der Werbetonne noch von einem Netzteil übernommen wird, sollen in der Biogasanlage ab Ende nächsten Jahres Vergärungsprozesse und Mirkoorganismen übernehmen. „Das entstehende Gas wird in einem Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt“, skizziert Henne den Prozess. Um jährlich rund 4,5 Millionen Kilowattstunden zu produzieren, wird der Bioabfall aus den Haushalten im Ennepe-Ruhr-Kreis eingesetzt. „Der Inhalt einer 240 Liter Tonne bringt 22 Kilowattstunden. Die reichen für 22 Waschmaschinengänge oder fünf angenehm warme Badewannenfüllungen“, macht Henne es konkret.

Stichwort Biogasanlage

Den Zuschlag für den Bau der Anlage hatte im Juni das Unternehmen AHE aus Wetter erhalten. Auf einer in einem ausgewiesenen Gewerbegebiet liegenden, 15.000 Quadratmeter großen Fläche in unmittelbarer Nachbarschaft der Müllumladeanlage Witten-Bebbelsdorf wird eine Halle gebaut, die praktisch drei Hallen umschließt. Anlieferung, Verrottung und Nachbehandlung des Bioabfalls finden somit in abgeschlossenen Bereichen statt. Gleiches gilt für die Vergärung. Geruchsbelästigungen sollen durch den Einsatz moderner Technik verhindert werden. Dazu zählen Absaug- und Filteranlagen sowie Vorrichtungen an den Hallenzufahrten, die ungefilterte Luft nicht nach außen gelangen lassen. Neben Strom soll die Anlage auch Kompost produzieren. Werktäglich kalkuliert die AHE mit der Anlieferung von rund 100 Tonnen Bioabfall. Mit einer durchdachten und optimierten Planung der Transporte von und zur Vergärungsanlage sowie zur Umladeanlage soll erreicht werden, dass die Zahl der LKW-Fahrten im Vergleich zu heute um lediglich zwei pro Tag steigt.