Bochumer Praxistest: “Reichweite wird als zu gering angesehen”

 

Bochumer Elektroautotest noch in voller Fahrt.

Bochumer Elektroautotest noch in voller Fahrt.

Ruhr-Universität Bochum noch mitten in großer Feldstudie: Sechs Elektrofahrzeuge sind im Rahmen des Projekts „Alltagstauglichkeit von Elektromobilität“ seit Monaten im Ruhrgebiet unterwegs. Projektfederführer Prof. Dr. Constantinos Sourkounis gibt e:Motion Einschätzungen zum Projekt. 

Für welche Gewerbetreibenden empfiehlt sich der Einsatz von Elektroautos? 

In erster Linie empfiehlt sich der Einsatz von Elektroautos für alle Dienstleister in Ballungsgebieten, in Großstädten mit Fahrleistungen von weniger als 100 km pro eingesetztem Fahrzeug und Tag. Ein gutes Beispiel wäre die Post. Da ein Start- und Stopp-Betrieb keine negativen Einflüsse auf den Antrieb oder Energiespeicher hat, sind Elektroautos sogar in Vorteil gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor bei dieser Art der Nutzung. 

Welche Nachteile haben die aktuellen Modelle? 

Wir sind dabei einige von den genannten Modellen auf Ihre Alltagstauglichkeit zu untersuchen. Daher können wir diese Frage erst am Ende der geplanten Untersuchungen sachlich beantworten. Einen Nachteil, der durch die Betriebseckdaten der Hersteller direkt abzuleiten ist, können wir an dieser Stelle nennen: Die Reichweite der Elektroautos mit 80 bis 160 km wird heute als zu gering angesehen. In wie weit eine größere Reichweite bei vielen der Anwendungen tatsächlich benötigt wird, soll im Rahmen der Demonstrationsprojekte in 8 Modellregionen in Deutschland untersucht werden. 

Gibt es Finanzierungsmodelle, die Elektroautos momentan erschwinglich machen? Mit welchem Haken? 

Zurzeit gibt es keine Finanzierungsmodelle für den allgemeinen Einsatz von Elektroautos. Es werden nur Elektroautos bezuschusst, die im Rahmen von Forschungsprojekten angeschafft und untersucht werden. 

Wann rentieren sich die günstigeren Stromkosten gegenüber den Spritkosten? 

Wenn wir einen Kleinwagen der Klasse i-MiEV der Kalkulation zu Grunde legen, rentiert sich der i-MiEV ab einer Fahrleistung von 420 000 km. Dabei wurde der aktuelle Preis mit einer Differenz zu einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor und einem Preis von 25 000 € zugrunde gelegt. Erst bei einer Reduzierung der Differenz des Anschaffungspreises auf 6 000 € rentiert sich ein Elektrofahrzeug ab 100 000 km. Das heißt bei 100 000 km wird die Differenz des Anschaffungspreises von 6 000 € durch die niedrigeren Preise der elektrischen Energie und durch geringere Wartungskosten eingespart. Dabei wurde ein mittlerer Benzinpreis von 1,5 €/lit und Strompreis von 0,25€/kWh angenommen. 

Mit welchem Wertverlust müssen Käufer von Elektroautos rechnen? 

Hierzu liegen zurzeit keine Erfahrungswerte vor. Daher können keine Aussagen gemacht werden. Der Hauptanteil der Kosten bei der Anschaffung eines Elektroautos wird durch den Akkumulator verursacht. Hieraus ist deutlich zu erkennen, dass der Zustand des Akkumulators (Restlebensdauer) den Wiederverkaufswert beim Elektroauto gestaltet. 

Was geschieht mit dem (Elektro-)Schrott? 

Hierzu liegen zur Zeit keine Erfahrungswerte vor. Daher können keine Aussagen gemacht werden. Der Hauptanteil der Kosten bei der Anschaffung eines Elektroautos wird durch den Akkumulator verursacht. Hieraus ist deutlich zu erkennen, dass der Zustand des Akkumulators (Restlebensdauer) den Wiederverkaufswert des Elektroautos gestaltet. 

Das Interview führte Dirk Glücksberg. Foto: Ruhr-Universität Bochum.